Stationen

Was sind geeignete Stationen?

Stationen sind ein wichtiger Baustein im Projekt. Als Stationen eignen sich Cafés, Läden, die eigene Transport-Zwecke haben wie Einzelhandelsgeschäfte, Bau- und Getränkemärkte oder Weinläden, Büros, soziale Einrichtungen, Privatpersonen, etc. Da diese entweder einen direkten Nutzen aus dem Verleih des Lastenrads ziehen (z. B. können Cafés neue Kund*innen gewinnen) oder einfach Lust auf den Verleih eines Lastenfahrrads für eine bestimmte Zeit haben, ist die Stations-Akquise nicht so schwer.

„In Köln hat die Initiative KASIMIR in den ersten Wochen so viel Aufsehen erregt, dass sich Anbieter neuer Stationen von selbst gemeldet haben und die Aktiven deshalb nur gelegentlich nach Stationen suchen mussten.“

Argumente, um eine Station für das Projekt zu gewinnen, könnten sein:

  • Aufmerksamkeit und Community des Lastenradprojekts nutzen
  • neue Kund*innen gewinnen
  • neue Leute kennenlernen
  • Anlass, zu kommunizieren
  • Möglichkeit, für eigene Organisation werben

Folgende Standortfaktoren erachten wir bei der Auswahl einer Station als zentral:

  • zentral im Zielgebiet, damit Nutzer*innen keine weiten Wege zur Abholung zurücklegen müssen
  • Sichtbarkeit der Lastenrad-Parkplätze
  • Öffnungszeiten
  • zeitliche Ressourcen
  • Größe des Teams und gutes Wissensmanagement
  • Zielgruppenüberschneidung
  • Serviceorientierung
  • Motivation und Eigeninteresse (niemanden überreden, mitzumachen)

Feste oder wechselnde Stationen?

Feste Stationen

Für feste Stationen spricht, dass ohne Änderung der gleiche Standort auf Handzetteln oder in Anzeigenvorlagen kostengünstig mit hoher Auflage verbreitet werden kann. So bleibt auch der Standort im Gedächtnis der Nutzer*innen und man muss nicht immer wieder über Änderungen des Standorts informieren. Für Nutzer*innen ist es gut zu wissen, dass das Lastenrad immer dort steht (Zuverlässigkeit). Aus Sicht der Initiative ist eine feste Station weniger Organisationsaufwand.

Wechselnde Stationen

Wechselnde Standorte sollte man erwägen, wenn es darauf ankommt, möglichst viele verschiedene Ausleihstationen zu testen und dadurch die besten Stationen zu finden. So kann man leichter die unterschiedliche Frequentierung erfassen und vergleichen. Dann kann man die Station als Multiplikatorin nutzen – das Lastenrad als besonderen Anlass für das Marketing/als Event. Die Stationen sollten so gewählt werden, dass das Lastenrad den Stadtteil häufig wechselt, damit möglichst viele Menschen wissen, dass es ein Lastenrad gibt und dieses nutzen können.

Stationen im öffentlichen Raum

Stationen im öffentlichen Raum werden z.B. in Freiburg erfolgreich genutzt. Der Verleih erfolgt dabei ohne Personenbeteiligung. Es reicht bereits die Verwendung von guten Zahlenschlössern (Bügelschlösser von Contec, Ketten mit Diskusschlössern), die nicht durch einen Bolzenschneider zerstört werden können. Wichtig ist, dass die Nutzer*innen stets auf ein korrektes Abschließen hingewiesen werden (am Rahmen und an einen festen Gegenstand). Bei der Auswahl der öffentlichen Plätze ist darauf zu achten, dass es wirklich öffentliche Plätze sind. Manchmal befinden sich frei zugänglichen Fahrradabstellplätze doch auf halböffentlichen oder privaten Flächen. Die Zahlenkombinationen der Schlösser müssen den Nutzer*innen vorab z. B. per E-Mail mitgeteilt werden. Außerdem müssen die Zahlenkombinationen regelmäßig geändert werden. Die Kombination mit einer automatischen Bordcomputerlösung, die ein elektronisches Schloss nur für die Nutzer*innen öffnet (siehe https://tink-konstanz.de/), die gerade reserviert haben, verhindert eine Nutzung ohne Reservierung trotz Kenntnis der Kombinationen der Zahlenschlösser aus früheren Buchungen.

Wie werden Stationen koordiniert?

Um die Stationen gut zu koordinieren, ist es sinnvoll eine chronologische Liste (Excel) mit allen nötigen Informationen anzulegen, z. B. Adresse, Ansprechpartner*innen, Öffnungszeiten, Kontaktdaten.

Die Station muss immer mit ausreichend (Informations-) Material ausgestattet sein:

„Bei KASIMIR haben wir gute Erfahrungen mit der sogenannten KASI-Kiste gemacht. Das ist eine Ausleih-Box aus Holz mit allen wichtigen Informationen für Ausleihstation.“

Es muss geklärt sein, wer wann das Lastenrad von A nach B fährt, um die Station zu wechseln. Das Team von Hannah hat die Erfahrung gemacht, dass es günstig ist, wenn man für alle Stationen einen Transfertermin hat. Um sich die Arbeit zu erleichtern, hat das Team der Initiative Hannah-Fans angeschrieben und mit Erfolg um Unterstützungen beim Stationswechsel und der Betreuung gebeten.

Die Dauer der Beherbergung kann unterschiedlich sein. Hannah und KASIMIR haben zum Projektstart alle zwei bis drei Wochen die Stationen gewechselt. Mittlerweile hat sich in beiden Projekten ein Intervall von zwei bis drei Monaten eingependelt.

Die Stationen sollten eine feste Ansprechperson aus dem Lastenrad-Team haben, die bei Problemen und Fragen telefonisch erreichbar sind.

Exkurs: Lastenrad-Parkplätze

Sie können ein wichtiger Beitrag zur Erhöhung des Lastenrad-Anteils sein. Parkplätze für Lastenräder sind momentan leider sehr selten zu finden und derzeit gibt es im deutschsprachigen Raum kaum ein Bewusstsein für die Notwendigkeit.

Einen spannenden Blogbeitrag zu diesem Thema Lastenradparken findet Ihr unter: http://www.cargobike.jetzt/parkplatz/.

Man kann grob zwischen Parkplätzen im öffentlichen Raum und Parkplätzen auf privaten Flächen unterscheiden. Im öffentlichen Raum ist die Stadtverwaltung für die Errichtung von Lastenrad-Parkplätzen verantwortlich. Lastenrad-Parkplätze auf privaten Flächen können leicht umgesetzt werden, z. B. mit dem Verleih von Schablonen. Mit diesen können Hauseigentümer, Unternehmen etc. selbst Lastenrad-Parkplätze markieren.

Guerilla-Marketing

Die Schaffung von Lastenrad-Parkplätzen kann bewusst als Guerilla-Maßnahme eingesetzt werden. Bspw. kann man mit Sprühkreide/Kreidespray Lastenrad-Parkplätze temporär markieren.

Langlebige Kautschukschablonen gibt es z.B. unter: www.stencilboy.de/de/individuelle-schablonen/246/kautschukschablonen-individuelle-wiederverwendbare-schablonen-aus-kautschuk

Situation in Stuttgart

Der Stuttgarter Gemeinderat hatte für den Doppelhaushalt 2018/2019 beschlossen, 60 Fahrradgaragen (inkl. Lastenradparkplätze) in Wohngebieten zu bauen. Die mit mehr Abstand aufgestellten Fahrrad-Bügel sollten sogar auf Auto-Stellplätze realisiert wurden. Leider hat die Stadtverwaltung diesen Auftrag erst gar nicht und dann nicht richtig ausgeführt. Mehr dazu ist hier dokumentiert: https://mega-stoffel.de/weblog/2020/01/05/fahrradgaragen/. Der sogenannte “Zweirat Stuttgart” hat das Thema größer in die Öffentlichkeit gebracht hat und auch Beispiele aus anderen Städten gesammelt (siehe https://zweirat-stuttgart.de/2019/09/30/status-fahrrad-garagen/ ).