Wie das richtige Lastenrad auswählen?
Es gibt nicht DAS eine Lastenrad, das sich als freies Lastenrad besonders gut eignet. Jede Initiative muss anhand lokal spezifischer Faktoren entscheiden, welches Lastenrad oder welche unterschiedlichen Lastenräder die beste Wahl sind. Informiert euch bei Lastenradnutzer*innen im Freundes-/Bekanntenkreis. (Aber Vorsicht: Meist wird das eigene Lastenrad als die perfekte Lösung gesehen, daher immer die festgelegten Kriterien im Blicke behalten.) Wir empfehlen ausführliche Probefahrten mit verschiedenen Lastenrädern. Das bieten gute Fahrradgeschäfte oder auch Verleihstationen von Lastenrädern an. Ein direkter Vergleich verschiedener Modelle ist auch oft bei Messen mit Testparcours möglich, dabei empfiehlt es sich, auch mit Zuladung zu testen. Wir haben ein paar allgemeine Kriterien und Hinweise, die euch die Auswahl erleichtern sollen, gesammelt.
Einspurig oder mehrspurig?
Diese Frage ist eine oft auch emotional geführte Grundsatzdebatte. Das Lenk- und Fahrverhalten von Einspurern und Mehrspurern unterscheidet sich erheblich. Einspurige Lastenräder sind schmaler, wendiger und schneller. Mehrspurige Lastenräder haben mehr Ladekapazität und erfordern eine gemächliche Fahrweise (v. a. ohne Ladung). Auf ebener Fahrbahn und im Stand bedarf es bei Mehrspurern kein Ausbalancieren der Ladung. Unterschiede im Lenk- und Fahrverhalten gibt es aber auch bei den Einspurern zwischen Long Johns (verlängerter Radstand und tiefe Ladefläche vorne), den Short Johns (modernen Formen des Bäckerrads mit Ladefläche über dem Vorderrad) und Longtails (verlängerter Radstand und Ladung hinten). Bei den Mehrspurern gibt es dreirädrige Frontlader mit verschiedenen Lenksystemen (Drehschemel- vs. Achsschenkellenkung, Neigetechnik, Hinterradlenkung) und drei- oder vierrädrige Hecklader mit jeweils unterschiedlichem Lenk- und Fahrverhalten.
Alle Lastenrad-Typen lassen sich (bei jeweils angemessener Fahrweise) sicher und komfortabel fahren. Lastenradanfänger*innen glauben oft, dass es leichter sei, ein Dreirad zu fahren. Haben sie beide Varianten getestet, bevorzugen sie dann doch überraschend oft das Zweirad, weil es sich im Grunde wir ein normales Fahrrad fährt. Ein Dreirad ist für Ungeübte schwieriger zu lenken als ein Zweirad, weil es nicht auf eine Gewichtsverlagerung reagiert.
Außerdem haben wir die Erfahrung gemacht, dass stabile Felgen sowie kleinere Vorderräder Reparaturen minimieren. Der Grund hierfür ist, dass kleinere Räder eine geringere Hebelwirkung haben, sodass z. B. das Überfahren eines Bordsteins nicht unbedingt eine Acht zur Folge hat. Um platte Vorder- und Hinterräder zu minimieren, empfehlen wir außerdem sogenannte Unplattbar-Reifen.
Zielgruppen und Nutzungszwecke
Wollt ihr mit eurem Freien Lastenrad eine spezifische Nutzergruppe ansprechen, z.B. Kund*innen von Baumärkten oder Elektrofachgeschäften für besonders sperrige und große Einkäufe oder Familien mit kleinen Kindern für Ausflüge und Wocheneinkauf oder Student*innen? Hier wäre jeweils ein anderes Lastenradmodell bzw. eine andere Ausstattung geeignet oder ein Lastenrad, dass möglichst viele Zielgruppen anspricht und Nutzungsformen erlaubt.
Die erste Nutzerstudie der Freien Lastenräder von 2017 ergab, dass Freie Lastenräder bisher v. a. von sehr fahrradaffinen Menschen für Einkäufe genutzt werden. Auch der Fahrradmonitor 2017 stellte ein größeres Interesse an Transporten von Einkäufen und sperrigen Gegenständen als von Kindern mit dem Lastenrad fest (vgl. Becker, Rudolf 2017: Nutzerstudie Das Potenzial von Lastenrad-Sharing für nachhaltige Mobilität: Erste Nutzerstudie der Freien Lastenräder).
Mehr Ergebnisse von Studien und Auswertungen siehe www.freies-lastenrad.org/wissen/studien-und-auswertungen (LINK Prüfen)
Ein Modell oder mehrere Modelle?
Kann euer Freies Lastenrad-Angebot gleich mit mehr als einem Lastenrad starten, könnt ihr unterschiedliche Lastenräder für verschiedenen Zielgruppen und Nutzungszwecke anbieten. Damit kann die Vielseitigkeit von Lastenrädern und ihren Nutzungsformen besser demonstriert werden. Es kann aber sinnvoll sein, von Anfang an oder nach ersten Erfahrungen mit unterschiedlichen Modellen gezielt auf ein bewährtes Modell zu setzen (Reduktion von Komplexität im Betrieb).
Mit oder ohne E-Antrieb?
An kaum einem anderen Fahrradtyp ist ein E-Antrieb so sinnvoll wie an einem Lastenrad. Gleichzeitig erhöhen mehr verbaute Teile auch den Aufwand für die Wartung, da auch mehr kaputtgehen kann. Das Angebot von E-Lastenrädern (Tretunterstützung bis 25 km/h) erhöht die Nutzungsbereitschaft und somit die Auslastung der Räder. Bei anspruchsvoller Topografie ist es dringend zu empfehlen, Lastenräder mit E-Antrieb zur Verfügung zu stellen. Bei Klara in Hamburg ist dies wiederum nicht notwendig und wird dort von den Nutzer*innen kaum nachgefragt.
E-Lastenräder machen allerdings den Ausleihvorgang etwas komplizierter, da immer gesichert sein muss, dass jemand den Akku auflädt, das Ladegerät und ggf. den manchmal vorhandenen Akkuschlüssel zurückgibt. Auch die Einweisung der Nutzer*innen ist aufwendiger, weil nicht alle Ausstattungen selbsterklärend sind. Zudem ist der Wartungsaufwand wegen der zahlreichen Spezialteile komplexer und der Kaufpreis höher, was auch die Kosten für die Versicherung erhöht. Bei dreirädrigen Lastenrädern sind die 25 km/h für ungeübte Nutzer*innen im Allgemeinen zu schnell, was zu Unfällen beim Ausweichen oder in ungünstigen Kurven führen kann. Es ist jedoch unwahrscheinlich, ein Modell zu finden, wo die maximale Geschwindigkeit auf z.B. 18-20 km/h einstellbar ist – Standard sind 25 km/h. Beim Neukauf eines E-Lastenrads solltet ihr auf die CE-Kennzeichnung achten, die für alle Pedelec-Verkäufe in der EU gesetzlich vorgeschrieben ist.
Fahrkomfort und einfache Bedienung
Achtet auf eine möglichst intuitive Nutzbarkeit des Lastenrads v. a. was die Schaltung und einen möglichen E-Antrieb betrifft. Auch die einfache Verstellbarkeit von Lenker- und Sattelhöhe ist wichtig. Niedrige Mittelstege erleichtern vielen Nutzer*innen das Auf- und Absteigen. Das Lastenrad sollte einfach zu fahren sein, damit es möglichst viele nutzen können und wollen. Viele Freie Lastenrad-Initiativen setzen deswegen auf komfortable Lastenräder mit aufrechter Sitzposition – z. B. die sehr erfolgreiche Initiative Hannah – Dein Lastenrad für Hannover. Andere bieten gezielt auch Modelle mit sportlicher Sitzposition an, die eine andere Zielgruppe ansprechen und ein anderes Image verbreiten.
Außenbotschaft
Lastenräder sind Hingucker im Straßenraum wie auch in den Medien und sozialen Netzwerken. Das Lastenrad sollte deswegen auch von der Optik zu euch und euren Zielen passen. Es ist vorteilhaft, ist eine große Fläche auf dem Lastenrad mit Logo, Namen und/oder Webseite zu gestalten. Aus Perspektive eines guten Marketings hat KASIMIR in Köln 2013 ein großes, auffälliges Rad gutgetan, das die Botschaft „Passt eine Waschmaschine rein“ unterstrich. Überlegt euch, welche Botschaft ihr primär setzen wollt und welcher Lastenradtyp am besten dazu passt.
Lokales Kauf- und Serviceangebot
Habt ihr ein kompetentes Lastenrad-Geschäft in der Stadt, dass euch mit Sonderkonditionen beim Kauf und Service unterstützen möchte? Oder gibt es lokal ein geeignetes gebrauchtes Lastenrad zu kaufen? Das können wahre Glücksgriffe sein. Achtet beim Kauf auf jeden Fall darauf, dass die Servicefrage für das ausgewählte Lastenrad geklärt ist und bindet euer Wartungs-/Technikteam in die Kaufentscheidung ein. Wenn ihr das Lastenrad beim lokalen Lastenradgeschäft kauft, sollte es auch eine besondere Motivation und Verpflichtung geben, euch einen guten Service zu bieten.
Kaufpreis
Ein Lastenrad kostet im Fachhandel einen niedrigen bis mittleren vierstelligen Betrag. Qualität und Ausstattung – insbesondere E-Antrieb – haben dabei ihren Preis. In einigen Städten und Bundesländern gibt es Kaufprämien, von denen auch Vereine profitieren können. Teilweise unterstützen Hersteller*innen und Händler*innen Freie Lastenrad-Initiativen mit Sonderkonditionen – aus ideellen Gründen oder aus Marketinginteresse. Der ADFC-Bundesverband bemüht sich z.B. bei ausgewählten Lastenrad-Herstellern um besondere Einkaufkonditionen für seine Gliederungen.
Links zur Information über das Angebot
- https://www.cargobike.jetzt/marktueberblick/
- https://www.adfc.de/im-alltag/#fahrradkauf-und-beratung/fahrradpflege-und-tipps/!23/17/fahrradteile-und-zubehoer/lastenraeder/ausprobiert-lastenraeder
- https://www.adfc.de/artikel/lastenraeder
- www.bakfiets.blog/p/lenkungen überprüfen
- Weitere Seiten …
Lastenräder selbst bauen
Auf der Webseite Werkstatt-Lastenrad gibt es zahlreiche Bauanleitungen für Lastenräder (http://www.werkstatt-lastenrad.de/index.php?title=Bauanleitungen). Manche Initiativen lehnen Selbstbauten wegen der dann nicht vorhandenen Herstellerhaftung grundsätzlich ab.
ADFC-Lastenradkatalog
Der ADFC ist mit verschiedenen Importeuren bzw. Herstellern von Lastenrädern eine Kooperation eingegangen, um Initiativen mit ADFC-Beteiligung eine Auswahl bewährter Modelle zu Vorteilskonditionen anbieten zu können. Während Bestellung und der Versand zentral erfolgen, profitiert der lokale Fahrradhandel von Service und Wartung der Lastenräder. Die Details zum Angebot findet ihr im ADFC-Lastenrad-Katalog (Stand 2017). Die jeweils aktuelle Version des Katalogs ist im internen ADFC-Bereich zu finden: https://www.adfc.de/adfc-ausstattung/uebersicht-adfc-ausstattung Link funktioniert nicht mehr – ADFC fragen
Welche Ausstattung ist sinnvoll?
Technische Ausstattung
Die technische Ausstattung sollte zum einen nutzer*innenorientiert sein und zum anderen nach Möglichkeit Wartungen und Reparaturen minimieren. Grundsätzlich sind folgende Entscheidungen zu treffen:
Rahmenmaterial
Die gängigsten Materialien für Lastenräder-Rahmen sind Stahl und Aluminium. Beide Materialien sind hervorragend als Rahmenmaterial geeignet. Ein Lastenrad aus Aluminium ist mitunter leichter als ein Stahlrad. Dies liegt jedoch weniger am Material als vielmehr am Konzept des Lastenrads. Ein Stahlrahmen ist flexibler (Federwirkung), was als komfortabel empfunden wird. Aluminiumrahmen sind etwas steifer.
Immer wieder hört man bei der Diskussion über das bessere Rahmenmaterial das Argument, dass man Stahlrahmen im Falle eines Rahmenbruchs besser schweißen könne. Allerdings sollte eine Lastenrad mit reparierten Rahmen nicht wieder ausgeliehen werden. Da dieses Rad entweder überbeansprucht wurde oder von sehr schlechter Qualität ist. Außerdem wird die Versicherung eventuell auftretende Schäden nicht übernehmen.
Bremsen
An Rädern namhafter Hersteller werdet ihr immer geeignete Bremsen finden, die zu dem jeweiligen Lastenrad passen. Wenn ihr die Wahl habt, dann könnt ihr nach folgenden Kriterien entscheiden.
Felgenbremsen haben eine gute Bremswirkung und sind leicht zu warten. Sie sollten beim Lastenrad hydraulisch bedient werden, nicht mechanisch, per Bowdenzug, wie am Fahrrad. Nach sehr langer Laufzeit können die Felgen, auf die die Bremsbeläge drücken, verschleißen. Das kann teure Reparaturen nach sich ziehen.
Scheibenbremsen sind zur Zeit die gängigsten Bremsen an Lastenrädern. Sie sind gut zu dosieren und erzeugen keinen Abrieb auf der Felge. Bei Scheibenbremsen ist der Verschleiß der Bremsbeläge schwieriger zu erkennen als bei Felgenbremsen. Hier müsst ihr regelmäßig kontrollieren, damit abgenutzte Beläge getauscht werden, bevor sie die Bremsscheibe beschädigen. Auch die Bremsscheibe muss gelegentlich getauscht werden, da auch sie verschleißt. Scheibenbremsen sollten beim Lastenrad hydraulisch angesteuert werden, nicht mechanisch. Als Hydraulikflüssigkeit empfiehlt sich Mineralöl (z. B. in Bremsen von MAGURA, TEKTRO oder SHIMANO). Im Gegensatz zu DOT-Flüssigkeit nimmt Öl keine Feuchtigkeit auf. Sie muss daher nicht gewechselt werden und greift weder Lacke noch Haut an. Seid dennoch vorsichtig im Umgang mit allen Bremsflüssigkeiten!
Rollenbremsen haben zu Unrecht einen schlechten Ruf. Es gibt mittlerweile sehr große Bremsen, die auch ein Lastenrad sicher zum Stehen bringen. Sie haben einige für Leihräder gute Eigenschaften: Da sie mechanisch angesteuert werden, ist das Nachstellen (wenn überhaupt nötig) sehr einfach. Sie verschleißen so gut wie gar nicht. Nur bei der Wartung müssen sie gelegentlich gefettet werden. Sie brauchen keinen Belags- oder Scheibenwechsel und sie nutzen die Felgen nicht ab. Außerdem sind sie preiswerter als Scheibenbremsen. Bei langen Bremsvorgängen, z. B. auf langen Abfahrten, können Rollenbremsen sehr heiß werden und dann Bremskraft verlieren. Wer also ein Projekt in bergiger Gegend plant, sollte Scheibenbremsen wählen. Wer dagegen kaum lange Steigungen im Nutzungsgebiet seiner Räder hat, der kann guten Gewissens die Mehrkosten für Scheibenbremsen in andere Ausstattung stecken und Rollenbremsen wählen.
Bei dreirädrigen Lastenrädern kann die Lenkung des Fahrzeugs erheblich gestört werden, wenn die rechte und linke Bremse ungleichmäßig bremsen. Dazu kann es bei mechanischen Bremsen kommen, wenn sich die Bremszüge für links und rechts unterschiedlich längen. Besonders für ungeübte Nutzer*innen kann das eine gefährliche Überraschung sein. Bei hydraulischen Bremsen sollte das Problem nicht auftreten, wenn beide Bremsen gemeinsam mit einem Druckausgleich betrieben werden.
Nabenschaltung vs. Kettenschaltung
Bei der Wahl der Gangschaltung ist das Profil des Nutzungsgebietes wieder von Belang. In hügeligen Gegenden freuen sich eure Nutzer*innen über mehr Gänge. In flachen Gebieten bleiben diese eher ungenutzt.
Preiswerte und gute Nabenschaltungen haben sieben oder acht Gänge. Wenn ihr etwas mehr Geld ausgeben könnt, könnt ihr eine Nabenschaltung mit 14 Gängen bekommen. Preislich dazwischen liegen stufenlose Schaltungen. Die „Alfine 11“ von SHIMANO eignet sich für die Anforderungen im Lastenradprojekt eher weniger, denn sie zeigt nach einigen Jahren Undichtigkeiten, die zu hohen Reparaturkosten führen können. Wer eine „Alfine 11“ wählt, sollte wegen dieser möglichen Undichtigkeiten auf Scheibenbremsen unbedingt verzichten. Austretendes Öl kann auf die Bremsscheibe gelangen, was die Bremswirkung aufhebt! Alle Nabenschaltungen können von einem Riemen statt einer Kette angetrieben werden. Dafür muss allerdings auch der Rahmen des Rades geeignet sein. Nabenschaltungen sollten immer einen Freilauf und keine Rücktrittbremse haben. Die Rücktrittbremse ist zu schwach, um ein Lastenrad sicher zu bremsen und kann im schlimmsten Fall durch Überhitzung zu Schäden in der Nabe führen.
Kettenschaltungen haben vorne an der Kurbel ein, zwei oder drei Kettenblätter und im Hinterrad eine Kassette mit bis zu 12 Ritzeln. Daher beschreibt man solche Schaltung häufig mit Ausdrücken wie „1 x 11“ oder „3 x 9“. „2 x 10” oder „3 x 9“ bieten meist ausreichend kleine Gänge für Bergfahrten und auch noch ausreichend große Gänge für zügiges Fahren ohne Beladung.
Die Kette einer Nabenschaltung verschleißt wesentlich weniger als die einer Kettenschaltung. Zwar müsst ihr hin und wieder die Kette spannen und ein wenig ölen, aber damit ist dann die Wartung erledigt (abgesehen von einer Nabenwartung alle 2 Jahre). Das Schaltwerk und der Umwerfer einer Kettenschaltung wollen auch ein wenig gepflegt werden und sie mögen keinen Druck von außen (was bei einem Sturz schnell passieren kann). Dann lässt sich die Kette nicht mehr sauber von einem auf das andere Ritzel bewegen und die Schaltung muss eingestellt werden. Gleiches bewirkt viel Schmutz zwischen den Ritzeln, im Umwerfer oder im Schaltwerk.
Habt ihr im Projekt Unterstützer*innen, die gern an Rädern schrauben und auch einige Kenntnisse mitbringen, dann kann eine Kettenschaltung interessant sein, wenn eine größere Spreizung der Gänge hilfreich ist. Der größere Aufwand für Pflege und Instandhaltung fällt dann weniger ins Gewicht. Soll das Rad einfach nur problemlos laufen und ist deine Umgebung nicht allzu hügelig, dann sollte dein Projektrad mit einer Nabenschaltung gut ausgestattet sein.
Reifen
Die beste Wahl sind Reifen mit einem guten Pannenschutz. Manche Reifenhersteller geben eine Traglast für die Reifen an. Diese sollte dann auch zum Gesamtgewicht des Lastenrads passen. Zur Steigerung der Pannensicherheit verwenden Hersteller zwei Ansätze: Gewebeschichten oder dickere Pannenschutzeinlage. Reifen mit Gewebeschichten sind teuer, dafür leichter und fahren sich agiler. Dies fällt bei Lastenrädern aber weniger ins Gewicht. Bei Reifen mit einer dicken Pannenschutzeinlage ist zu beachten, dass der Betriebsdruck der Reifen genauer eingehalten werden muss, ansonsten können die Seitenwände spröde werden. Das Überprüfen des Reifendrucks sollte zu den wöchentlichen Wartungsritualen gehören, denn der maximal erlaubte Reifendruck sorgt auch für den besten Pannenschutz.
Beleuchtung
Eine gute Beleuchtung ist sehr wichtig. Ein Nabendynamo sollte den Strom liefern für einen kräftigen LED-Scheinwerfer und ein LED-Rücklicht. Der Scheinwerfer ist bei den meisten Lastenrädern viel flacher über der Fahrbahn montiert, als das beim normalen Fahrrad der Fall ist. Auch aus dieser geringen Höhe sollte er eine gute Ausleuchtung der Fahrbahn schaffen. Das Rücklicht sollte eine Standlichtfunktion haben.
Mit Elektromotor oder ohne?
Siehe dazu Kapitel Wie wählen wir das richtige Lastenrad?
Fahrradschloss
Wichtig ist ein hochwertiges Fahrradschloss, das auch von der Versicherung akzeptiert wird. Idealerweise kauft ihr ein Ketten- oder Bügelschloss. Bügelschlösser bieten pro Gewicht und Preis die größte Sicherheit, sind aber beim Anschließen unflexibler. Massive Kettenschlösser sind flexibler, in vernünftiger Qualität recht schwer und teuer, was bei den Lastenrädern aber nicht so sehr ins Gewicht fällt. Alternativ bieten auch Panzerkabelschlösser höchster Sicherheitsstufe einen akzeptablen Schutz. Ein Rahmenschloss bzw. Felgenschloss ist nur als Zusatzsicherung zu verwenden, v. a. bei Dreirädern bieten sie nur wenig Schutz, da man die Räder bei geschlossenem Schloss einfach wegschieben kann. Praktisch sind Felgenschlösser mit integrierter Kette, diese kann man nicht verlieren. Eine Liste von ADFC-empfohlenen Schlössern gibt es bei P&P: http://www.pundpgmbh.de/uploads/File/V2_adfc_schlossliste.pdf prüfen ob es hier etwas neueres gibt
Zu empfehlen sind mehrere Schlüssel pro Schloss, damit ihr immer mindestens einen Ersatzschlüssel habt. Außerdem solltet ihr die Nummer des Schlüssels notieren, damit Schlüssel nachbestellt werden können. Wenn eine Diebstahlversicherung vorhanden ist, müssen die Versicherungskonditionen beim Anschließen eingehalten und auch in den eigenen Nutzungsbedingungen berücksichtigt werden, z. B. nicht nur abschließen, sondern an einen festen Gegenstand anschließen.
Bei Frieda & Friedrich in Dresden gehen jährlich 1 bis 2 Schlüssel pro Lastenrad verloren oder brechen ab. Dies ist das häufigste Technikproblem der Initiative. Häufig brechen die Schlüssel bei der Verwechslung der Schlösser durch Nutzer*innen ab. Das Team überlegt daher, lediglich ein Schloss pro Lastenrad zu nutzen.
Weitere sinnvolle Ausstattungen
- Schnellspanner am Sattel, damit Nutzer*innen unkompliziert die Höhe ändern können (wichtig: Sattel als Diebstahlschutz mit Kabel sichern)
- Verkleidung des Kastens
- Abdeckung als Regenschutz
- Zusätze für den Kindertransport
- gefederte Babyschalen-Halterung für Kinder bis zu einem Jahr
- Kindersitze mit Drei- oder Fünfpunkt-Gurten (idealerweise abschließbar)
- Regendach, damit die Kinder nicht nass werden
- Reparaturkiste mit Pumpe, Schlauch, Flicken, Bremsbelägen und etwas Werkzeug, z.B. Mini-Tool
- Gepäckträger ist zusätzlich zur Transportkiste sinnvoll
Insgesamt empfehlen wir möglichst wenige bewegliche Teile einzuplanen, dann geht weniger verloren.
Exkurs: Wartung des Lastenrads
Die regelmäßige Wartung des Lastenrads ist enorm wichtig. Der Reifendruck sollte regelmäßig und vor jeder Ausleihe geprüft werden. Hierfür sollten alle Stationen mit Standluftpumpen mit Manometer ausgerüstet sein. Daneben ist es gut, das Lastenrad alle vier bis sechs Wochen zur Wartung (dafür können ruhig zwei Tage eingeplant werden) gebracht wird. Außerdem sollte das Lastenrad mindestens einmal im Jahr einer richtig großen Wartung unterzogen werden. Durch gute Wartung können größere Reparaturen vermieden werden.
Gut wäre es, wenn sich offene Werkstätten oder Privatpersonen finden, die die Wartungen kostendeckend übernehmen. Das gilt auch für Reparaturen, wobei größere Reparaturen von Fahrradläden übernommen werden können, deren Kosten dann über die Versicherung abgewickelt werden.
Bei E-Lastenrädern ist es vorteilhaft, wenn das Rad direkt im lokalem Fahrradgeschäft gekauft wurde oder Händler*innen vor Ort sind, die sich mit der entsprechenden Motoren- und Schaltungstechnik auskennen, da Probleme bei der Elektrik nicht ohne Weiteres selbst behoben werden können.
Weiteren Diskussionsbedarf bietet die Reparatur während der Ausleihe. Hierfür konnte noch keine gute Lösung gefunden werden. Kleinere Reparaturen (z. B. bei einem Platten) leisten die Nutzer*innen oft selbst. Wenn dies jedoch nicht der Fall ist, kann z. B. über die Kooperation mit einem mobilen Fahrradservice nachgedacht werden, dessen Telefonnummer am Rad angebracht werden müsste.